Die Abenteuer der ersten Gleitsichtbrille

Wie ich plötzlich alles sah (und nicht sehen wollte)

Seit meiner Teenagerzeit bin ich Brillenträger. Meine Brille und ich – wir sind durch dick und dünn gegangen. Sie hat meine ersten Schwärmereien gesehen, meine Abschlussprüfungen, und sie hat mich bei unzähligen nächtlichen Lesemarathons begleitet. Naja, anders ging es ja auch nicht. Doch nichts hätte mich auf das Abenteuer vorbereiten können, das mit meiner ersten Gleitsichtbrille begann.

Der Augenarzt hatte mir die frohe Botschaft überbracht: „Sie brauchen eine Gleitsichtbrille.“ Die Art, wie er das sagte, klang fast wie ein Geschenk. Hätte ich gewusst, was auf mich zukommt, hätte ich das Geschenk vielleicht abgelehnt. Aber naiv wie ich war, freute ich mich auf mein neues Seherlebnis.

Die Brille war fertig, und ich setzte sie erwartungsvoll auf. Der erste Blick in den Spiegel: „Wow, das bin ja ich! Mit jeder Falte und jedem grauen Haar in High Definition.“ Plötzlich sah ich Details, die ich lieber nicht gesehen hätte. Aber hey, ich konnte auch wieder die kleinen Buchstaben in meinem Lieblingsbuch lesen, ohne dabei auszusehen wie ein Maulwurf auf der Suche nach seiner Höhle.

Der erste Tag mit meiner neuen Gleitsichtbrille war ein wahres Abenteuer. Die Welt schien sich mir in verschiedenen Ebenen zu präsentieren – und ich stolperte von einer in die nächste. Der Weg vom Sofa zur Küche war ein Hindernisparcours. Ich konnte nicht mehr sicher sagen, ob die Fernbedienung auf dem Couchtisch oder im Jenseits lag. Und wer hätte gedacht, dass die Treppe in meinem Haus so viele Stufen hat?

Kennst du deine Werte?
Dann probier doch einfach mal selbst eine Lesebrille aus.

Im Supermarkt wurde es dann richtig interessant. Ich wollte nur schnell eine Packung Milch holen. Doch der Blick ins Regal ließ mich zweifeln: War das die Milch oder stand da plötzlich eine Packung Waschmittel? Die kleinen Preisschilder waren nun eine Herausforderung der besonderen Art. Mein Kopf wippte rauf und runter, während ich versuchte, den richtigen Winkel zu finden, um die Preise zu entziffern. Eine Dame neben mir musterte mich misstrauisch und fragte, ob ich Hilfe bräuchte. Ja, bitte – aber nicht bei der Milch, sondern bei der Navigation durch meine neue visuelle Realität!

Die Krönung des Tages kam beim Abendessen. Ich wollte nur gemütlich eine Suppe löffeln, aber mein Löffel traf entweder den Tisch oder meine Nase, nur selten aber den Suppenteller. MeinFreund amüsierte sich prächtig über mein neues Brillenabenteuer. „Schatz, hast du was in die Suppe getan?“, fragte mein Freund lachend. Ja, eine Prise Chaos und einen Hauch von Verzweiflung!.

Doch wie bei jedem Abenteuer gewöhnt man sich irgendwann an die Herausforderungen. Nach einigen Tagen des Stolperns, Schielens und verzweifelten Kopfbewegungen fand ich schließlich meinen Rhythmus. Die Welt begann, wieder eine vertraute Gestalt anzunehmen, und ich konnte die Vorteile meiner neuen Gleitsichtbrille genießen.

Jetzt sehe ich alles – auch die Dinge, die ich lieber nicht sehen wollte. Aber das gehört wohl dazu. Und eins ist sicher: Diese Brille hat meinem Leben eine neue Perspektive gegeben, im wahrsten Sinne des Wortes. Also, wenn du mal das Vergnügen hast, eine Gleitsichtbrille zu bekommen, sei bereit für ein kleines Abenteuer. Es könnte wackelig anfangen, aber am Ende wirst du die Welt mit neuen Augen sehen – und darüber lachen können.

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